Schikurs Hinterglemm – ein rückblickendes Tagebuch

Schikurs Hinterglemm – ein rückblickendes Tagebuch

Die Spannung stieg. Der erste Schikurs an unserer Schule im Schuljahr 2022/23. Würden alle mitfahren können? Sind alle gesund? Und: nach einer Erkältungswelle im Kollegium: finden sich auch genug gesunde Lehrer*inne die mitfahren können? Sind alle Corona-Regeln vom Sicherheitskonzept einhaltbar?

Tag 1: 12.12. 2022

Doch am Montag den 12.12. 2022 war es endlich so weit. Aufbruch zum „Abenteuer Hinterglemm“, wo die Wintersportwochen der 2f/g (Leitung: Prof. Sabine Klaus, Team Prof. Holler Ines, Prof.  Moser Johannes, Prof.  Kneissl Viktoria & Schilehrer „Dom“ ) und 3c/e (Leitung: Prof. Wolfgang Eckel, Team: Prof. Führer Sabine, Prof. Ambros Roland, Prof. Mandl Michael & Schilehrer Max Cap) stattfinden würde.

Am Tag der Abreise war allen Beteiligten die Anspannung und Vorfreude anzusehen. Und als wir alle in den Bussen saßen, das Durchzählen erfolgt war und wir um 8:30 Uhr abfuhren, konnte man spüren, wie bei vielen die Aufregung erneut noch einmal anstieg. „Es geht los!“, hörte man von vielen Reihen – vermutlich um sicherzugehen, dass die jeweiligen Sitznachbarn das auch wirklich mitkriegen. Vielleicht aber auch, weil es für viele die erste längere Reise ohne ihre Eltern war und sie es kaum glauben konnten. Denn auch das gehört zu den Lernerfahrungen, die man im Leben gemacht haben muss und ein Schikurs bietet eine hervorragende Möglichkeit dazu.

Die Fahrt war meist angenehm ruhig, oft nur unterbrochen durch die Frage „Sind wir bald da?“. Doch dank Navigationsapp am Handy, können die Kinder den Reisefortschritt heutzutage auch selbst überprüfen. Von Ankunft am Zielort konnte bei ca. 5 Stunden Fahrtzeit aber noch lange keine Rede sein. Und so ist auch nicht immer der Endpunkt unserer Reise das Ziel, denn schon der Weg kann abenteuerlich sein und barg auch für uns die ein oder andere Überraschung:

Denn wir wussten an jenem Tag würde nur die Ankunft und die Ausgabe/der Verleih der Schiausrüstung erfolgen. Große Aufregungen haben wir also noch nicht erwartet. Was wir nicht bedacht hatten, war, wie sehr einem unserer mitgenommenen Kinder der Schwimmunterricht gefehlt haben dürfte.

Denn als wir uns zu Mittag an der Raststation zum Essen hinsetzten, stand plötzlich ein von oben bis unten(!) klatschnasses Kind neben uns und bat um Hilfe. Es sei in den „Teich“ gefallen, welcher sich auf den 10 Metern Weg vom Bus bis zur Raststation befand.

Ja, genau dieser Teich ist es. Das Foto wurde unmittelbar nach dem Vorfall aufgenommen. Wie es möglich ist in diesem 20 cm tiefen Wasser bis zum Kopf nass zu werden, konnten wir leider nicht mehr feststellen, im guten Glauben an unsere Schüler*innen, nahmen wir aber an, dass es an der besonderen sportlichen Motivation lag und das Kind nur Eisschwimmen wollte.

Falls es aber doch an mangelnden Fähigkeiten im Bereich „Sinnerfassendes Lesen“ lag (siehe Schild), so hatten wir ja praktischerweise eine Deutschlehrerin mit, die in diesem Punkt im Laufe der Woche gerne Nachhilfe gab.

Während der Weiterfahrt konnten wir außerdem viel vom Geografieunterricht wiederholen und „live“ erleben. So freuten sich manche Kinder, das erste Mal echte Berge zu sehen und diese vermuteten auch deshalb, dass wir uns nun ja in Deutschland befinden müssten. Oder zumindest im Voralpenland – „oder so“.

Wir kamen jedenfalls gut an, jedoch letzten Endes in den österreichischen Bergen. Auf welche wir nun „rauf-gingen“ und nicht „hinauf-liefen“ wie wir in unserem germanischen Nachbarland wohl sagen müssten, denn unsere Herberge befand sich nicht im Tal, sondern schon mitten auf dem Berg, wo unser Bus uns nicht mehr direkt hinbringen konnte. Eine erste Schneewanderung stand also gleich nach der Ankunft an. Ein großartiges Erlebnis, den knirschenden Schnee unter den Füßen zu hören und zu spüren.

Da es aufgrund mancher Ereignisse notwendig war, durften wir mit den Kindern auch gleich diverse Benimmregeln wiederholen und da das selbstständige Bespannen einer Matratze zur unlösbaren Aufgabe wurde, konnte Frau Prof. Holler bereits mit einem ihrer Talente aufwarten (gemeint ist hier die Fürsorglichkeit und nicht das Betten bespannen, was sie aber dennoch mit Bravour anleitete). Ein Schikurs ist also ein ganzheitlicher Lernprozess.

Wir konnten mit den Kindern also schon viel lernen bzw. üben (Geduld bei 5 Stunden Busfahrt, auf das Handy verzichten, sich im Bus und beim Abendessen ruhig verhalten, Betten beziehen…) all das, obwohl es erst am nächsten Tag mit dem Schifahren losgehen sollte.

Tag 2:  13.12. 2022

Die Vorfreude auf den ersten richtigen Schitag war groß. So groß, dass ein Zimmer voller Schülerinnen schon um 3 Uhr früh ganz aufgeregt aufgewacht war. Vor lauter Enthusiasmus hat man wohl vergessen, wie das Öffnen und Schließen von Türen funktioniert und so hat man 2 Stunden lang – vergebens -durch Zuschleudern das Problem versucht zu lösen.

Als es dann nach ausgiebigem Frühstück – zu welchem manche überraschend sogar ein Kostüm mitgenommen haben –endlich losging, war diese Sache aber wieder schnell vergessen. Endlich waren wir auf der Piste.

Abbildung 1: Kostümiert zum Frühstück? Warum nicht? Alles was Spaß und Moral erhöht!

Dank hervorragendem Aufwärmtraining und unseren ständigen Anfeuerungen/Motivationsrufen wurde den Kindern aber auch nicht kalt, als das Thermometer -15 Grad anzeigte. Und als auch noch die Sonnenstrahlen ihren Weg zwischen den Bergen durch zu uns fanden, sah das so kitschig aus, dass unsere „digital Natives“ es tatsächlich nicht fassen konnten. So fragte eine Schülerin: „Ist das echt?“

Doch während etwa die Anfängergruppen im Tal langsam von den Sonnenstrahlen eingeholt wurden, kam es in einer anderen Gruppe den Erzählungen nach zu einem waschechten Wunder: Ein Schüler ist etwas unglücklich zu Fall gekommen und konnte nach eigener Diagnose („Bein ist mindestens gebrochen“) nicht mehr weiterfahren.

Auch wenn das geschulte Auge des anwesenden Kollegen (der sowohl den Sturz beobachtete, als auch die Verletzung inspizierte) dem nicht recht Glauben schenken wollte – Sicherheit geht vor (Wir agieren also stets mit Vorsicht und so nahmen wir auch diesen Fall ernst). Und so wurde die Rettung gerufen. Diese kam auch umgehend in Form eines augenklappentragenden Akio/Skido-Fahrers, welcher unseren Verletzten zur Talstation bringen wollte. Doch beim Anblick des Rauen „Pistenpiraten“, trat beim Schüler eine Art „Wiederauferstehung“ auf (hätte eher in den Osterschikurs gepasst), und dieser wollte fortan doch lieber wieder selbst und auf eigenen Beinen den Weg ins Tal suchen.

Diesem Wunsch konnte dann leider nicht nachgegangen werden: der Akio-Fahrer warf ein Auge auf die Verletzung, sie wurde natürlich medizinisch abgeklärt – und dann konnte der Schüler weiterfahren. Ob die Einsatzkräfte bereits öfter solch Spontanheilungen erlebt hätten, konnten wir leider nicht mehr in Erfahrung bringen.

Als Abendprogramm wurde den Schüler*innen freigestellt, ob sie sich in den Aufenthaltsräumen (unter anderem mit einem Billardtisch, Tischfußball, Tischtennistisch…) selbst beschäftigen wollen, oder das WM-Halbfinalspiel zwischen den Mannschaften Kroatien und Argentinien im „Kino“-Raum in der Herberge verfolgen wollten. Bei dieser Aktivität erfolgte eine „Begegnung der dritten Art“, denn ein paar Schüler gaben ein besonders vorbildhaftes und höfliches Beispiel ab. Wir waren zuerst erstaunt: wir wussten, wir haben nette Kinder mit dabei, doch in diesem Ausmaß kannten wir das noch nicht. Als dann am Ende das Licht im Raum wieder eingeschaltet wurde, mussten wir feststellen, dass dies Kinder einer anderen Schule – dem „Gymnasium Dachsberg“ – waren.

Auf die Frage nach dem Geheimnis, warum die Kinder stets so wertschätzend und unaufgeregt miteinander umgingen, kam unter anderem zum Vorschein, dass die Kinder keine Smartphones mitbringen durften und somit wohl eher wieder lernten miteinander auszukommen.

Ein guter Tipp, wie sich herausstellte, denn tatsächlich zogen es die Kinder zuerst vor die Eltern daheim anzurufen wenn es Streitereien im Zimmer gab und nicht die anwesenden Pädagog*innen.

Dies konnte aber sowohl mit den Eltern, als auch Kindern schnell besprochen werden. So erachten wir es für wichtig, dass die Kinder wieder lernen ohne Smartphone und die „ständige Erreichbarkeit“ ausukommen. Ab dem Zeitpunkt als die Kinder weniger oft die Eltern (und diese dann uns) kontaktierten, konnten wir uns wieder mehr den Kindern und weniger den Anrufen/SMS widmen.

Tag 3: 14.12.2022

Am dritten Tag wussten bereits alle Kinder „wie der Hase läuft“. Unsere Routine war: die Kinder um 7:30 Uhr aufzuwecken und ihnen die vor dem Schlafen gehen abgenommenen Smartphones zurückzugeben. Anschließend alle zum Frühstück zu schicken. Auf dem Weg nach unten entdeckten wir auch manchmal meditierende Kinder am Gang – für mich persönlich ein Novum, aber ein durchaus willkommenes.

Leider mussten an jenem Tag auch Schüler aufgrund von Krankheit die Heimreise antreten und konnten an den restlichen Aktivitäten nicht mehr teilnehmen. Dies fällt uns immer schwer, da wir wissen, wie leid es den Kindern tut. Beeindruckend fanden wir an dieser Stelle einen Vater, der schon um 7 Uhr früh vor Ort war, um sein fieberndes Kind abzuholen – er war somit die halbe Nacht durchgefahren!

Nach dem Frühstück ging es wieder auf die Piste und selbst bei den meisten Anfängern gingen sich nach 1 Tag Üben schon erste Fahrten mit dem Tellerlift und damit auf einer blauen Piste aus.

Das stolze Lächeln war den Kindern bis zum Schlafengehen nicht mehr zu nehmen, auch wenn vielleicht nicht „die richtigen“ gewonnen haben beim Fußball WM Spiel an jenem Abend.

Tag 4: 15.12.2022

Endlich ist es so weit: auch die Anfänger haben den Übungshang verlassen und durften Höhenluft Schnuppern. Es ging auf knapp 2000m Seehöhe, um nicht nur die erste Gondelfahrt, die erste richtige Pistenfahrt, sondern auch herrliche Aussicht genießen zu können. An dieser Stelle lassen wir statt einem ausufernden Text einfach einige Bilder sprechen:

 

Der dritte Schitag ist laut Studien jener, an welchem die häufigsten Verletzungen auftreten. Aus diesem Grund haben wir mit den Kindern ein besonders schonendes Programm angestrebt. Deshalb hat sich auch keines unserer Kinder an jenem Tag verletzt. Prof. Holler konnte diesen „Ausreißer“ bei der Statistik aber nicht akzeptieren/gutheißen und so zog sie sich leider selbst nach einem Sturz eine Verletzung zu. Allerdings ließ sie sich davon die Laune und schon gar nicht ihre motivierende Art nehmen: nach einem Arztbesuch kam sie auf Krücken zum Jugendgästehaus angehüpft und brachte sich, so gut es unter Rücksicht auf ihre Gesundheit möglich war, weiterhin in den Schikurs ein.

Zum Glück hat sich Prof. Eckel trotz Widerstands für zusätzliche Lehrkräfte am Schikurs stark gemacht und somit konnte die Gruppe von Prof. Holler von anderen mitbetreut werden, während sie am Nachmittag in der Jugendherberge blieb und die kranken Kinder betreute.

Das Abendprogramm bestand dieses Mal aus „Lotto-Toto“: in einer Vielzahl an Spielen, welche aus diversen Fernsehsendungen (wie etwa „Schlag den Raab“) entlehnt waren, traten die Kinder gegeneinander an. Teils einzeln, teils in Teams. Von Geschicklichkeitsspielen, Denkspielen oder Spielen, die Kraft erforderten, war alles dabei.

Abbildung 2: was vielleicht wie Beten aussieht, benötigte wohl ebenso viel Konzentration, aber wesentlich mehr Körperkraft: Planking

Tag 5: 16.12. 2022

Am 5. Tag breitete schüttelte „Frau Holle“ ihr Bettzeug so richtig aus und die Kinder durften sich im frisch gefallenen Schnee austoben. Das galt auch für diejenigen, die aufgrund von leichter Verkühlung oder Erschöpfung am letzten Nachmittag nicht mehr Schifahren konnten. Denn diese wurden freundlich zu einem Schneeballduell bzw. einer Schneeballschlacht gegen betreuende Lehrer eingeladen und das lenkte sichtlich von diversen Sorgen ab. Denn leider fanden ein paar Schüler es witzig, andere mit Scherzanrufen zu belästigen. Diese Anrufe verstummten aber, als wir den vermuteten Übeltätern (die felsenfest behauptet haben „wir waren das nicht“) kurz zur Überprüfung die Handys abnahmen.

Nach einem letzten Schitag im Neuschnee gab es als Abendprogramm dieses Mal die „Disco“. Und wir waren ganz erstaunt welche „Dance-Moves“ die Kinder dank TikTok, Fortnite und Co. Bereits zur Schau stellen konnten. Auch diverse Gruppentänze haben wir mit den Kindern geübt. Erneut hat hier Prof. Holler ihre Motivationsfähigkeit unter Beweis gestellt: (verletzungsbedingt) sitzend, dirigierte sie von der Bühne aus mit den Krücken das Geschehen mit.

 

Unseren Dank richten wir an dieser Stelle an das Team unserer Jugendherberge für die Taxidienste, Betreuung und das stets hervorragende und ausgewogene Buffet.

Danke auch an alle Eltern, die den Kindern diese Reise ermöglicht haben. Die Kinder haben bei uns nicht nur Schifahren gelernt, sondern auch wie man eine Woche ohne Eltern zurecht kommt, sich in einer großen Gruppe benimmt, sie waren täglich mehrere Stunden in der Natur, haben neue Gruppendynamiken kennen gelernt, Survival Training absolviert (wie überlebe ich eine Nacht ohne Handy) und wir konnten gemeinsam Konflikte und andere Dramen lösen.

Außerdem möchten wir Begleitlehrer noch einmal speziell Prof. Eckel, Leiter der 3c/e Klasse danken, da dieser erst nach mehreren Anläufen (aufgrund von formellen Hürden) zusätzliches Personal mitnehmen durfte – welches wir aufgrund einiger Erkrankungen der Schüler*innen (jemand muss diese ja in der Herberge betreuen) und der Verletzung von Frau Prof. Holler dringend benötigt wurde. Da es bei Sommer- und Wintersportwochen stets die Sicherheit der Kinder im Vordergrund steht, war Prof. Eckels Einsatz für zusätzliche Lehrer*innen die richtige Entscheidung.

Besonderer Dank auch an Max und Dominik– unsere externen Begleitschilehrer. Selten hatten wir so motivierende externe Kollegen mit dabei. Danke „Jungs“ für eure Arbeit, ihr habt mitgeholfen diese Tage für die Kinder zu etwas Besonderem zu machen!

Sollten Sie an weiteren Schikursberichten interessiert sein, können Sie etwa hier den Bericht unseres Schikurses in Altenmarkt nachlesen.